Die Wmer.
74. Beschreibung Italiens.
Unfern der Grenze des sbwestlichen Theiles von Deutsch" lanb, vom sblichen Abhange der Alpen aus, erstreckt sich fast in der Form eines Neiterstiefels weit in das mittellnbische Meer hinein die reizenbe Halbinsel Italien, welche man wohl den Garten von Enropa nennt. Hier wechseln die lieblichsten Thler mit himmelhohen Bergen; eine Gebirgskette, die Apen-ninen, zieht sich von Norben nach Sben der Lnge nach das ganze Land hinburch. Viele Bche ergieen sich von beiben Seiten des Gebirges, aber sie erreichen, ba die Halbinsel nur schmal ist, zu Mb das Meer, und bantm finb die wenigsten schiffbar. Nur in Oberitalien, wo vom sblichen Abhnge der Alpen die Gewsser zusammenstrmen, bilbet sich ein groer schiffbarer Flu, der Pabus ober Po. Dieser ist der König der Strme. Er kommt majesttisch ans den Alpen hervor, burchzieht von Westen nach Osten ganz Oberitalien, und, nach-bem er sich auf feiner weiten Bahn auf beiben Seiten mit vielen Flssen und Bachen verstrkt hat, strzt er sich enblich durch sieben Mnbuugeu in das abriatifche Meer. Eine milde heitere Luft erhlt die Bewohner stark und gefuttb und lt auf ihren Feibern die kstlichsten Frchte zur Reife kommen, die bei uns gar nicht wachsen, ober boch nur unter der zartesten Pflege in Treibhusern durch beu Wechsel der Jahreszeiten gebracht werben knnen. Wegen solcher Flle des Lieb-reizes und des Segens war die apemiinifche Halbinsel von jeher nicht nur der Stolz seiner Bewohner, sonbern auch das Land der Sehnsucht fr den Fremden. Nach der Dichtung der Alten soll biefe sogar der Gott Saturnus selbst zu feiner Herrschaft auserkoren, und hiernach das gesegnete Laub feinen ltesten Namen, Satnrnra, erhalten haben. Auch fr den Handel
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
ich werde euch bestrafen, wie ihr es verdient!" Mit ganzer Seele hing er am Christenthume. Deshalb sorgte er sehr fr gute Geistliche und untersagte diesen alles, was mit der Wrde ihres Berufes sich nicht vereinigte. Neue Bisthmer, Kirchen und Klster wurden gegrndet und reichlich ausgestattet. Die Klster insbesondere frderten innerhalb ihrer stillen Mauern nicht nur den Unterricht der Jugend, sondern sorgten auch fr Arme und Kranke und nahmen Reisende gastfreundlich auf; denn Gasthfe gab es in damaliger Zeit nur wenige. Die Kirchen selbst wurden mit schnen Heiligenbildern geschmckt; denn Karl sah es gern, da das Leben und die Thaten frommer Männer bei der christlichen Gemeinde in gesegnetem Andenken erhalten wrden. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes lie er Snger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken hatten eine gar rauhe Stimme, so da ihr Gesang fast dem Gebrlle wilder Thiere glich. Von ihnen sagt ein Zeitgenosse: Gro an Leib wie Berge, donnert auch ihre Stimme hochbrausend daher; und wenn die barbarische Rohheit ihrer dur-stigen Kehlen durch Uebergnge und Nachhall zu verschleifen bemht ist, so stt sie die harten Tne mit groem Gerassel heraus, fast wie ein Lastwagen, der der einen Kntteldamm daherrollt, so da Ohr und Gefhl, statt sanft bewegt, erschreckt und erschttert werden." Auch liebte Karl seine Muttersprache. Er arbeitete selbst mit den Gelehrten seines Hofes an einer deutschen Grammatik und lie auch eine Sammlung altdeutscher Heldenlieder veranstalten. Uns ist leider von diesen Bestrebun-gen des groen Kaisers nichts brig geblieben, als Die deutschen Namen, die er den Winden und Monaten gab. *)
*) Dm Januar nannte er Wintermonat; Februar Hornung, vermnthlich, weil in demselben die Hirsche ihr Gehrn oder Geweihe ab-legen; Mrz Lenzmonat; Aprilostermonat; Mai Wonnemonat; Juni Brachmonat; Juli Henmonat; August Erntemonat; September Weinmonat; November Wind-monat; Tecember heiligen Monat, weit das Christfest in denselben fllt.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl August
118
Schifffahrt der Engländer nach Ostindien fing 1591 an, und
ihre ostindische Handelsgesellschaft wurde im Jahre 1600 ge-
stiftet. Um eben diese Zeit machten sie auch Versuche, Nie-
derlassungen in Nordamerika anzulegen. Walter Raleigh fing
im Jahre 1584 an, eine Kolonie in dem Theile von Nord-
amerika zu gründen, der nach der unvermählten Königin Eli-
sabeth den Namen Virginien, d. i. Jungfrauenland, bekam.
Elisabeth erlebte auch den Triumph, jene unüberwindliche
Flotte, mit welcher der spanische König, Philipp 11., Eng-
land zu erobern gedachte, im Jahre 1588 durch Stürme und
durch die Tapferkeit ihrer eigenen Flotte zerstört zu sehen, wie
wir dieses nachher umständlicher hören werden.
Dieselbe Königin, welche Europas Völker durch den Glanz
ihrer Regierung geblendet hatte, mußte den Abend ihres Le-
bens in düsterer Trauer beschließen. Weil sie unverheirathet
blieb, so hatte sie immer das Bedürfniß gefühlt, sich an ein-
zelne theilnehmende Freunde anzuschließen. Der letzte derselben
war der Graf Esser, ein junger, ehrsüchtiger und eigensin-
niger Mann, der eine Thorheit nach der anderen beging, die
aber von Elisabeth gewöhnlich übersehen wurden, weil er ein-
und warf sie den Hunden vor, die daran herumschnupperten und sie
gleichfalls verschmähten. Nun war ihnen das Urthcil gesprochen. Die
Dinger — hieß es — riechen nicht und schmecken nicht, und nicht einmal
die Hunde mögen sie frcffett- Was wäre uns damit geholfen? — Im
Allgemeinen war dabei der Glaube, daß sie zu Bäumen heranwüchsen,
von welchen man zu seiner Zeit ähnliche Früchte herabschüttele. Es
verging eine geraume Zeit, bevor die neue Frucht mehr Eingang fand.
Erst volle vierzig Jahre später, im Jahre 1785, habe ich bei Stargard
zu meiner angenehmen Verwunderung die ersten Kartoffeln im freien
Felde ausgesctzt gefunden." — Man nannte das neue Gewächs „Erd-
äpfel", womit man früher die Gurken, Kürbisse, überhaupt die an oder
unter der Erde wachsenden Knollen mancher Pflanze bezeichncte. Nach
dem Nicdersächsischcn „Ertuffel" zu schließen, ist Kartoffel aus Erdapfel
entstanden. Aus Kartoffeln wird auch feines Mehl, Stärke, Puder
Branntwein rc. bereitet.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Walter_Raleigh Elisabeth Philipp_11. Philipp Graf_Esser Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Nordamerika Europas Stargard
407
Am 5. November 1816 wurde die Bundesversammlung feier-
lich eröffnet.
Deutschland, unser großes schönes Vaterland, das durch
die mächtige Hand von Oben durch alle Stürme der Jahr-
hunderte so sichtbar als sicher gelenkt wurde, ist nunmehr ei-
nem Baume zu vergleichen, der sich in mehrere große Aeste
theilt. Jeder Ast blühet und trägt eigene Früchte; jeder be-
rührt und umarmt mit seinen Zweigen und Blättern die an-
deren Aeste, und sie alle wurzeln doch nur in einem Ur-
stamme und machen zusammen nur eine Krone aus. —
Stehen wir Alle fest zu einander in Eintracht und Liebe,
bleibt unser Blick in Demuth und Vertrauen gen Himmel
gerichtet, der über die Schicksale der Völker waltet, dann wird
auch dieser Baum fest stehen für und für; dann wird er im-
mer kräftigere Wurzel schlagen, immer herrlicher und schöner
entfalten seine Krone.
>
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
73
ihnen sagt ein Zeitgenosse: „Groß an Leib wie Berge, donnert
auch ihre Stimme hochbrausend daher; und wenn die barbarische
Rohheit ihrer durstigen Kehlen durch Uebergänge und Nachhall
zu verschleifen bemüht ist, so stößt sie die harten Töne mit groß-
ßem Gerassel heraus, fast wie ein Lastwagen, der über einen
Knütteldamm daherrollt, so daß Ohr und Gefühl, statt sanft
bewegt, erschreckt und erschüttert werden." Auch liebte Karl seine
Muttersprache. Er arbeitete selbst mit den Gelehrten seines
Hofes an einer deutschen Grammatik und ließ auch eine Samm-
lung altdeutscher Heldenlieder veranstalten. Uns ist leider von
diesen Bestrebungen des großen Kaisers nichts übrig geblieben, als
die deutschen Namen, die er den Winden und Monaten gab?)
Vorzügliche Sorgfalt verwandte er auf die Rechtspflege.
Für diese ernannte er angesehene, durch Alter und Erfahrung
ausgezeichnete Männer, die den Namen Grasen, d. i. Graue,
führten, weil das Alter bereits diese Farbe ihrem Haare gegeben
hatte. Diese Grafen hatten verschiedene Namen.- Die, welche
über einen Gau gesetzt waren, hießen Gau grafen, über eine
Burg, Burg grafen. Die Pfalzgrafeu waren über die kaiser-
lichen Schlösser gesetzt, denn Pfalz bedeutet Schloß. Die Mark-
grafen bewachten die Marken oder Grenzen. Dabei forschte
er fleißig nach, ob seine Diener ihre Pflichten auch gehörig er-
füllten. Es wurden deshalb königliche Sendboten angeord-
net und von diesen je zwei, ein Geistlicher und ein Weltlicher,
jährlich in die ihnen zugewiesene Provinz geschickt. Diese hatten
hier alles genau zu untersuchen, etwaige Klagen gegen Beamte
auf einer Gemeindepersammlung entgegen zu nehmen und über *)
*) Den Januar nannte er Wintermonat; Februar — Hor-
nung, vermuthlich, weil in demselben die Hirsche ihr Gehörn oder Ge-
weihe ablegen; März — Lenzmonat; April — Ostermonat; Mai —
Wonnemonat; Juni — Brachmonat; Juli — Heumonat; Au-
gust — Erntemonat; September — Weinmonat; November —
Windmonat; December — heiligen Monat, weil das Christfest in
denselben fällt.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
219
zu lebendigen Thieren und Blumen umgewandelt. Von innen
scheinen große Palmen, zu Sänlcnbüscheln vereint, ihre Zweige
und Blätter in den Kreuzgewölben auszubreiten. Draußen steht
der Wald mit den heiligen Wächtern in Nischen und Krystallhöh-
len umher. Alle Formen der Thier- und Pflanzenwelt erschei-
nen hier zum Lobe des Schöpfers neu vereint. Riesenartige,
gleichfalls spitzbogig gestaltete Fenster, geschmückt mit Darstellun-
gen aus der heil. Geschichte in Glasmalerei, in reinen, theils
-glühenden, theils gedämpften Farben, geben ein vertrauliches,
gemüthliches Helldunkel und verbreiten über den ganzen inneren
Raum eine saufte Beleuchtung. — So ging die bildende Kunst
in allen ihren Zweigen von der Kirche als ihrer Mutter aus
und schritt von einer Stufe zur anderen bis zu ihrer höchsten
Vollendung.*)
Unter den bewunderungswürdigen Werken dieser Baukunst
nimmt der Dom zu Köln die erste Stelle ein. Erwarb an-
gelegt im Jahre 1248 unter dem Erzbischöfe Konrad von Hoch-
stetten. Er ist noch unvollendet, keiner seiner Thürme ausge-
bauet, und doch ragt er über alle Gebäude der Welt hervor
*) „Der gothische Dom", ein Gedicht von M. v. Diepenbrok,
bietet hiezu ein anziehendes Bild:
„Ein Wald von Säulen, schlank wie deutsche Eichen,
Strebt himmelan; es wölben sich die Kronen
Zu hohen Hallen; Pflanzen aller Zonen
Umranken rings den Bau, den Wunderrcichen.
Die fromme Thierwelt zieht hinein, zum Zeichen,
Sie diene gern den Heil'gen, die rings thronen.
Indeß, hinausgebannet, die Dämonen
Als Ungethüm' in hartem Dienste keuchen.
Wo sich der dunkle Säulenhain dem Lichte
Erschließet, schaut in glüh'ndem Farbenglanze
Entzückt das Auge himmlische Gesichte.
Sagt: ist's ein Zaubergarten dieses Ganze?
Das Paradies ist's; ward's durch Schuld zu nichte.
So weiß die Andacht, wie sie neu cö pflanze."
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Hoch- Konrad
23
habe dich übertroffen!" Auch Handel und Gewerbe erhielten
neuen Schwung. Unter seiner Regierung kam zuerst der so wich-
tige Seidenbau nach Europa.
Die Seide ist ein zarter Faden, welcher von der sogenannten
Seidenraupe gesponnen wird. Dieses Thierchen lebt in dem weit
entlegenen Indien und China und spinnt sich im Freien, ohne
alle Wartung und Pflege, auf Bäumen ein. Wegen ihrer be-
sonderen Nützlichkeit aber wurden die Seidenraupen bald von
den Menschen unter besondere Aufsicht und Pflege genommen und
mit Maulbeerblättern sorgfältig gefüttert. Dadurch wurde die
Seide immer mehr veredelt. Jene beiden Länder blieben lauge
in dem alleinigen Besitze dieser reichen Erwerbsquelle. Die
Griechen und Römer bekamen ihre seidenen Zeuge durch persische
und indische Karavauen, wußten aber von dem Ursprünge der
Seide so wenig, daß sie anfangs glaubten, sie wachse auf Bäumen.
Die weite Ueberfahrt jedoch machte die Seide im Auslande so
theuer, daß man sie mit Gold aufwog; und als einst der Kaiser-
in Rom ein ganz seidenes Kleid trug, wurde von dieser uner-
hörten Verschwendung in der ganzen Stadt gesprochen. Weil
nun Justinian so wie sein Vorgänger mit den Persern fast un-
aufhörlich Krieg zu führen hatten, so blieben die Seidenkarava-
nen ganz aus. Schon wollte er Schiffe das rothe Meer hin-
unter bis nach Indien fahren lassen, um Seide zu holen; als
zwei Mönche vor ihm erschienen, die auf ihren Bekehrungsreisen
auch Indien und China besucht und ihm Kokons mitgebracht
hatten. Sie meinten, der Seidenbau lasse sich leicht auch in
Griechenland einführen, wenn man nur erst Seidenwürmer habe.
Es hielt aber schwer, diese zu erhalten, da jene Völker die Aus-
fuhr dieser so nützlichen Thiere verboten hatten. Auf des Kaisers
Befehl unternahmen die beiden Mönche eine zweite Reise in
jene Länder. Im Jahre 555 kamen sie zurück und brachten
heimlich in ihren hohlen Wanderstäben Eierchen von der Seiden-
raupe mit, die glücklich auskrochen. Nun war das Geheimniß
entdeckt, und der Seidenbau ward mit Eifer betrieben. Der
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Indien China Rom Indien Indien China Griechenland
29
wohl einen Knochen oder ein Hölzchen durch die Nase. Kleidungs-
stücke, die ihnen die Europäer aus Mitleid anboten, nahmen sie
zwar an und besahen sie verwundernd von allen Seiten; dann
aber warfen sie diese hastig wieder weg. Den Körper zu bedecken
hielten sie für höchst unanständig. — In Meriko reiben manche
ihren Körper mit wildem Honig ein und bekleben ihn dann über
und über mit Papageienfedern. In diesem sonderbaren Putze
tanzen sie jubelnd umher und siögen auch wohl gern mit den
andern Vögeln zum Himmel auf. Gegen nächtliche Überfälle
wilder Thiere suchen sie wohl Schutz auf hohen Bäumen. Dort
setzen sie sich auf einem breiten Aste nieder und schlafen so in
grüner Laube ruhig und sicher, mitten zwischen den bunten Vögeln,
die umher auf den Zweigen sitzen, während da unten die wilden
Thiere brüllend vorübergehen. — Auf der Halbinsel Labrador,
die im nördlichen Amerika an der Hudsonsbai liegt, herrschte die
grausame Sitte, daß der Sohn mit eigener Hand seinen alten
schwachen Vater tödtete, sobald dieser an der Jagd nicht mehr
Theil nehmen konnte. Er hielt das sogar für den größten Lie-
besdienst, und unbegreiflich war es ihm, wie der Europäer so
etwas grausam finden konnte. Ja man hat Menschen getroffen,
die ihre gefangenen Feinde auf das grausamste schlachteten und
verzehrten. So tief kann der Mensch in Wildheit versinken,
wenn er nicht durch sorgfältige Pflege die ihm vom Schöpfer
ertheilten Kräfte immer mehr zu entwickeln sucht. Er gleicht
dann einem Garten, in welchem nur Unkraut wuchert, wenn die
pflegende Hand des Gärtners fehlt.
Von einem so ausgearteten Zustande der Menschheit finden
wir in der Bibel vor der Sündflut keine Erwähnung. Bloß
Ackerbau und Viehzucht werden als Nahrungsquellen angegeben.
Erst nach der Sündflut geschieht auch der Jagd Erwähnung.
Nimrod wird ausdrücklich ein gewaltiger Jäger genannt.
Das Leben der Menschen in der ältesten Zeit war im Ganzen
noch höchst einfach und der Natur angemessen. Darum erreichte
auch ihr Alter eine so staunenswerthe Höhe. Das höchste Leben
18
Wasser zur Hand hatte. So mußten sie wandern, mußten in
der neuen Gegend, die vielleicht nicht so fruchtbar war, von
Mangel und Noth bedrängt werden, daß sie sich selbst fragten:
„Wie helfen wir uns?" Ein solcher Mangel aber war für den
Menschen recht wohlthätkg. Denn dieser spornt ihn zum Nach-
denken und bringt die Geistesfähigkeiten, die Gott in ihn gelegt
hat, in Anregung. Er sollte die Freude haben, alles durch eigene
Thätigkeit zu erfinden. Hätte ihm aber jetzt noch die Natur
Alles von selbst dargeboten; so würde er am Ende wohl ganz
in Unthätigkeit und Trägheit versunken sein, und alte die herr-
lichen Anlagen seines Geistes wären unentwickelt geblieben. Selbst
die Thiere des Feldes würden ihn gar in manchen Stücken über-
troffen haben. Denn auch in diese hat der Schöpfer manche
Anlagen und Fertigkeiten gelegt, die den Menschen zum weiteren
Nachdenken führen können.
Die älteste Beschäftigung, die Gott den - ersten Menschen
anwies, ist der Ackerbau.
3 Der Ackerbau.
Natürlich reichten die Früchte, die ihnen so von selbst,
ohne alle Wartung und Pflege, zuwuchsen, bald nicht mehr zu
ihrem Bedarfe hin. Sie mußten deshalb darauf bedacht sein,
das natürliche Erzeugnis zu vermehren. Die Natur selbst wies
hiezu den Weg an. Sie sahen diese selbst säen und begießen.
Ihr Nachahmungstrieb erwachte, und bald spornte sie die Noth,
der Natur ihren Arm zu leihen und ihrer freiwilligen Ergiebigkeit
durch Kunst nachzuhelfen. Sie bemerkten, daß die Körner, die
aus der vollen Ähre in den lockeren Boden fielen, wieder neue
Früchte trieben. Auch sie streueten jetzt eine Menge reifer Körtier
in den Boden. Und siehe! grüne Saaten sproßten empor, aus.
den Saaten die Halme, an den Halmen die Ähren, in den Ähren
die Frucht. Jedes eingestrcute Körnchen gab hundertfachen Ersatz
zurück. Eine treffliche Erfindung! Der Segen derselben war so
groß, daß heidnische Völker voll Verwunderung und Dankbarkeit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
— 381 —
tragt, bestehend aus Gesandten der 39 Staaten unter dem Vorsitze von Oesterreich. Jedoch theilten sich die Gesandten dergestalt in die Stimmen, daß nur die elf größeren Staaten je eine volle, die übrigen aber nur je eine halbe oder Viertelstimme erhielten. Alle Bundesglieder verpflichteten sich, keinen Krieg und keine sremden Bündnisse gegen den Bund selbst oder gegen Bundesglieder einzugehen. Innere Streitigkeiten unter den Bundesgliedern selbst sollten durch Austräge entschieden werden. Gegen das Ausland sollte der Staatenbund eine Gesammtmacht bilden, und ein Bundesheer von 300,000 Mann in zehn einzelne Corps stellen, Zu welchem jeder Staat nach dem Verhältnisse der Bevölkerung seinen Beitrag liefert. Die Festungen Luxemburg, Mainz und Landau wurden zu Bundesfestungen erklärt. Am 5. November 1816 wurde die Bundesversammlung feierlich eröffnet.
Deutschland, unser großes schönes Vaterland, das durch die mächtige Hand von Oben durch alle Stürme der Jahrhunderte so sichtbar als sicher gelenkt wurde, ist seitdem einem Baume zu vergleichen, der sich in mehre große Aeste theilt. Jeder Ast blühet und trägt eigene Früchte; jeder berührt und umarmt mit seinen Zweigen und Blättern die anderen Aeste, und sie alle wurzeln doch nur in einem Ur stamme und wachen zusammen nur eiuekrone aus. — Stehen wir Alle fest zu eiuauder in Eintracht und Liebe, bleibt unser Blick in Demuth und Vertrauen zum Himmel gerichtet, der über die Schicksale der Völker waltet, dann wird auch dieser Baum fest stehen für und für; dann wird er immer kräftigere Wurzel schlagen, immer herrlicher und schöner entfalten seine Krone.
Nach so vielen Jahren harter Prüfung kehrte endlich der Friede heim und die einzelnen Fürsten suchten nun die Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hatte. Unter ihrer väterlichen Fürsorge hob sich allmälig der gesunkene Handel und Wohlstand wieder, und Künste und Wissenschaften fingen an, in allen Volksklassen zu einer herrlichen Blüthe sich zu entfalten.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Luxemburg Mainz Landau Deutschland